Der
Beginn der Zivilisation wird auf das Vorhandensein von Schrift
gelegt. Nicht-Akzeptanz der frühesten Zeichen als erste Schrift
war die Motivation für diese Buchidee. Marie König sah
in diesen Zeichen ein Kommunikationssystem und eine Darstellung
des Weltbildes.
Beim Betrachten der scharf geschnittenen Linien, der Überlagerungen
der Ritzungen, der scheinbaren Kritzel, spürt man noch die
Vehemenz des Vorganges. Die linearen Ansätze und Ausklänge
sind zart. Mittig sind sie mit Nachdruck vertieft. Erst der Einfall
des Lichtes gibt den Zeichen Modulation. Die geringe Reliefhöhe,
das graphisch wirkende Gespinst, vermitteln den Eindruck heutiger
bearbeiteter Radierplatten. Das flache Relief findet Wiederholung
in Gestalt und Ausdruck antiker Flachreliefs.
Schweres variiertes Grau der Felskörper dominiert. Ocker
steht für Höhleninneres, feuchte Böden und Sand.
Auf den Höhlenwänden entfalten rot gezeichnete, lebendige
Ideogramme ihr faszinierendes magisches Werk. Bedeutungsperspektivisch
wird überhöht gezeichnet, was wichtig ist. Trotz ihrer
fragilen Darstellung wirken die Gestalten expressiv. In ihrer
Zerbrechlichkeit sind sie der irdischen Welt fern. Gefährdet
wie die fast nicht vorhandenen Skulpturen des Alberto Giaccometti.
Die Lesbarkeit der Zeichen, ihre Interpretation, macht sie zur
Schrift.
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